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20 Jahre Tag der Begegnung

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Wie alles begann ...

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Ein Musiklehrer aus Kreuzau im Kreis Düren klagt in den 1990er-Jahren gegen eine LVR-Wohngruppe für Menschen mit geistiger Behinderung. Er fühlt sich durch die „unartikulierten Laute“ der im Nachbarhaus lebenden sieben Männer belästigt und fordert die Schließung der Wohngruppe.

Das Landgericht Aachen weist die Klage zunächst ab. Es kann bei mehreren, auch nicht angekündigten Ortsterminen keine Lärmbelästigung feststellen. Darüber hinaus bestärkt das Gericht, dass Behindertenheime in Wohngebieten baurechtlich zulässig sind. Die Menschen seien somit kein „Störfaktor“ und ihre Lebensäußerungen müssten von der Nachbarschaft hingenommen werden.

Das akzeptiert der Kläger jedoch nicht. Er zieht vor das Oberlandesgericht (OLG) Köln und dort wird seiner Klage in Teilen Recht gegeben. Nach Einschätzung des Gerichts hätten die Laute der Menschen einen besonders hohen „Lästigkeitsfaktor“: Die Laute wären also nicht zu laut, sondern „fehlmoduliert“ und dadurch lästig. Das OLG verpflichtet den Landschaftsverband Rheinland (LVR) als Träger der Einrichtung zu bestimmten Zeiten im Garten der Wohngruppe für Ruhe zu sorgen.
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Vor Gericht kann der LVR nichts mehr gegen das Urteil des Oberlandesgerichts Köln ausrichten. Deshalb entscheidet er sich für einen anderen Weg: Warum nicht Menschen mit und ohne Behinderung zusammenbringen, damit sie gemeinsam feiern und Vorurteile abbauen? Die Idee zum „Tag der Begegnung“ ist geboren. 

Der Landschaftsauschuss der Landschaftsversammlung Rheinland beschließt die Umsetzung des Festes. Am 26. September 1998 wird im Archäologischen Park in Xanten der erste „Tag der Begegnung“ gefeiert

Zitat des ehemaligen LVR-Direktors Ferdinand Esser:
„Unser Anliegen war gelebte Inklusion, lange bevor der Begriff ,Inklusion‘ überhaupt bekannt war.“





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Vom Behindertenfest "Füreinander - Miteinander" zum Tag der Begegnung 2019

Der erste „Tag der Begegnung“ im Archäologischen Park in Xanten

Für das erste Plakat lassen sich zwei LVR-Mitarbeitende ablichten. Michaela Gronewald aus der Telefonzentrale und Georg Damm aus der Pressestelle. 
Für das erste Plakat lassen sich zwei LVR-Mitarbeitende ablichten. Michaela Gronewald aus der Telefonzentrale und Georg Damm aus der Pressestelle. 
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Der Archäologische Park in Xanten sollte Veranstaltungsort werden, denn das LVR-Freilichtmuseum war ein beliebtes Ausflugsziel. Ferdinand Esser erinnert sich: „Wir wollten, dass auch Menschen kommen, die sich bisher für die Belange Behinderter überhaupt nicht interessierten.“ Spätestens als er die Mitglieder einer Motorrad-Gang in ihren Kutten am Kuchen-Buffet mit den Helferinnen mit Behinderung scherzen sah, wusste er: „Da ist dem LVR ein großer Coup gelungen.“

Auszug aus der Presseeinladung vom 21. September 1998:
„Hunderte von Gruppen geistig-, sinnes- und körperbehinderter Menschen machen sich am Samstag, 26. September, auf den Weg nach Xanten: Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) lädt erstmals ein zu einem Fest der Begegnung, das dem zwanglosen Kontakt und dem Austausch zwischen Besuchern mit und ohne Behinderung dienen soll.“ 


Für das erste Plakat lassen sich zwei LVR-Mitarbeitende ablichten. Michaela Gronewald aus der Telefonzentrale und Georg Damm aus der Pressestelle. 
Für das erste Plakat lassen sich zwei LVR-Mitarbeitende ablichten. Michaela Gronewald aus der Telefonzentrale und Georg Damm aus der Pressestelle. 
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10.000 Gäste folgen der Einladung des LVR.

Behinderteneinrichtungen geben Einblicke in ihre Arbeit. Verbände vermitteln einen Überblick über ihre Angebote und Fachdienste zeigen, wie Menschen mit Behinderung geholfen werden kann.

Auch sportliche Auftritte wie der Rollstuhltanz gehören beim „Tag der Begegnung“ von Anfang an zum Programm. 

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Immer mehr bekannte Bands kommen zum „Tag der Begegnung“. 2000 ist Brings dabei und und 2001 wird der erste Besuchsrekord gefeiert: 20.000 Menschen mit und ohne Behinderung feiern gemeinsam den „Tag der Begegnung“ im Archäologischen Park in Xanten.
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Der damalige Bundespräsident Johannes Rau besucht den „Tag der Begegnung“ und macht das Fest damit bundesweit bekannt.

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Auszug aus der Rede des Bundespräsidenten: 

Statt Ihnen eine Rede zu halten, möchte ich Ihnen nur eine Geschichte aus meinem Leben erzählen. Als ich ein ganz junger Abgeordneter war, und das war ich mal, da wurde ich Berichterstatter - so nannte man das - über das neue Schulpflichtgesetz.

In diesem Schulpflichtgesetz gab es einen Paragraph zehn, der beschäftigte sich, so nannte man das in der Amtssprache, mit der "Beschulung" Behinderter. Und ich hatte darüber zu reden, zu diskutieren, Übereinstimmung zwischen den Fraktionen zu suchen und ich entwickelte mich – so hoffe ich – in wenigen Monaten zum Spezialisten für Schulfragen bei Behinderten.

Dann geschah etwas ganz Merkwürdiges. Ein Kind kam auf mich zu, ein sogenanntes Contergankind, gab mir die an die Schulter angewachsene Hand und sagte:  „Ich hab' mit Dir Geburtstag, wollen wir nicht zusammen feiern?“ Sie war sechs oder sieben Jahre. Da stellte ich auf einmal fest, wie hilflos ich war gegenüber dem ersten behinderten Menschen, der mich selber ansprach und der sich mit mir befreunden wollte.  

Ich stellte fest:  Das ganze Kartenhaus meiner theoretischen Erkenntnisse war weg. Ich wusste gar nicht, wie ich mich gegenüber diesem Kind verhalten sollte. Ich merkte auf einmal: Ich, der ich mich für nicht behindert hielt, ich war der Befangene und der Hilflose.“

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Über 140 Gruppen, Verbände, Institutionen und Einrichtungen präsentieren sich und ihre Arbeit mit Menschen mit Behinderung im Archäologischen Park in Xanten.

In der bis auf den letzten Platz besetzten Arena feiern viele Tausend Menschen mit und ohne Behinderung die Prinzen, den Topact des Tages.

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Die Schauspieler Klaus J. Behrendt und Dietmar Bär, bekannt als Kölner Tatort-Kommissare, besuchen den „Tag der Begegnung“ in Xanten. 

Mit einem „Klick“ auf die Audio-Datei am Ende dieser Seite erfahren Sie mehr über den „Tag der Begegnung“ 2004.


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Seit 2005 ist die „Tour der Begegnung - Inklusion läuft“ fest mit dem „Tag der Begegnung“ verbunden. 2005 feiert der LVR die erste Tour, damals noch unter dem Titel „IntegraTour“. Laufteams aus LVR-Förderschulen und allgemeinen Schulen tragen ein Banner und ein Staffelholz in mehreren Etappen durch das Rheinland.

Der Staffellauf findet in Anlehnung an den olympischen Fackellauf statt. Die Kinder und Jugendlichen sind mit Handbikes, Tandems, Rollschuhen, Skates oder  zu Fuß unterwegs - jedes Kind macht so mit, wie es kann und will. Das gemeinsame Ziel ist der „Tag der Begegnung“.




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In Deutschland werden zwei Fußball-Weltmeisterschaften ausgetragen: die FIFA-WM und die Fußball-WM der Menschen mit geistiger Behinderung (INAS-FID-WM). Auch der „Tag der Begegnung“ steht ganz im Zeichen des Fußballs: Um 17.30 Uhr treten im Fürstenbergstadion in Xanten die deutsche und die englische Nationalmannschaft der Menschen mit geistiger Behinderung gegeneinander an. 

Zitat des DFB-Präsidenten Theo Zwanziger:
„Die Veranstaltung bietet ein beeindruckendes Spektrum des gemeinsamen sportlichen Miteinanders von uns Menschen mit und ohne Behinderung. Leistung kennt kein Handicap!“

Bei der Mitmach-Aktion „Hand drauf!“ können die Besucher*innen außerdem ihre Handabdrücke auf einem Stoffband hinterlassen, das als Band der Freundschaft und Solidarität vom Römerpark zum Xantener Stadion zum Fußballspiel gespannt wird. Daran entlang bildet sich um 17 Uhr eine Menschenkette als Zeichen für das Zusammenleben von Menschen mit und ohne Behinderung.

Mit einem „Klick“ auf die Audio-Datei am Ende dieser Seite erfahren Sie mehr über den „Tag der Begegnung“ 2006.



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Der Musiker Peter Maffay erhält beim „Tag der Begegnung“ den „Rheinischen Ehrenpreis“ für soziales Engagement. Der LVR vergibt diese Auszeichnung zum ersten Mal.

Die „Peter Maffay Stiftung“ hat die Aufgabe, Kinder zu betreuen, die durch Gewalt, sexuellen Missbrauch im familiären Bereich oder schwere Krankheiten traumatisiert sind. Außerdem ist Peter Maffay Schirmherr der „Tabaluga Kinderstiftung“, die traumatisierte Kinder und Jugendliche stationär und ambulant betreut.

Anschließend steht Peter Maffay natürlich auch auf der Bühne und singt  seinen Hit „Sonne in der Nacht".




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Bundeskanzlerin Angela Merkel übernimmt im Jahr 2008 die Schirmherrschaft für den „Tag der Begegnung“.

2009 komponiert Klee einen Song für den „Tag der Begegnung“ und spielt ihn mit Kindern gemeinsam ein: „Wir leben zusammen, sind füreinander da. Wir halten zusammen. An jedem neuen Tag“, heißt es im Refrain.

Zitat der Klee-Sängerin Suzie Kerstgens:
„Es war ein unvergleichliches Erlebnis, wie schon an einem Tag das gemeinsame Musizieren und Singen Grenzen und Handicaps einfach überwindet."


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Anlässlich der Europäischen Kulturhauptstadt Ruhr.2010 feiert der LVR den „Tag der Begegnung“ nicht in Xanten, sondern im Essener Grugapark.

Das Motto lautet: Integration durch Kultur. Oft hat Kunst von Menschen mit Behinderung nicht den Stellenwert, wie die von Menschen ohne Handicap. Beim „Tag der Begegnung“ stellt der LVR diese Kunst in den Fokus und zeigt ihre Bedeutung und Ausdruckskraft. Von Malerei, Skulpturenbau, Tanz, Theater und Gesang über Grafiken ist alles dabei.
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Mike Krüger, einer der erfolgreichsten Comedy-Künstler Deutschlands, tritt beim „Tag der Begegnung“ auf. Das Fest hat in diesem Jahr die Vielfalt der Generationen zum Kernthema, denn der LVR will nicht nur die Begegnung von Menschen mit und ohne Behinderung fördern, sondern auch den Austausch zwischen Jung und Alt. Mike Krüger hat generationsübergreifend eine große Fangemeinde. Beim „Tag der Begegnung“ präsentiert er sowohl Musik als auch Comedy.

Zitat von Mike Krüger: 
„Ich freue mich sehr auf den Auftritt beim „Tag der Begegnung“ , weil ich dort viele verschiedene Menschen und eine tolle Stimmung erwarte. Die Botschaft und das Motto des Festes finde ich super. Ich habe mir vorgenommen, in Xanten alle zum Lachen zu bringen, vom Opa bis zum Enkelchen."
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Guildo Horn tritt mit seiner Band „Die Orthopädischen Strümpfe“ beim „Tag der Begegnung“ auf. Spätestens seit er 1998 für Deutschland beim „Eurovison Song Contest“ angetreten ist und sein Lied „Guildo hat Euch lieb“ die Hitparaden stürmte, ist er aus der deutschen Schlagerszene nicht mehr wegzudenken.

Zitat von Guildo Horn:
„Ich kenne so viele Menschen mit Handicap, die bemerkenswerte Talente und Begabungen haben und nicht jammern, sondern viel lachen und ihr Leben genießen - egal, wie schwer sie es haben. Vor diesen Menschen habe ich großen Respekt."

Der studierte Pädagoge und Musiktherapeut arbeitet schon lange mit Menschen mit Behinderung. Für den SWR moderierte er die Talksendung „Guildo und seine Gäste“, in der Menschen mit geistiger Behinderung zu Wort kamen. 2011 startete er gemeinsam mit der Bundesvereinigung Lebenshilfe Deutschlands erstes Casting für Musiker*innen mit Behinderung. Bei „Guildo sucht die Superband“ bewarben sich mehr als 200 Bands und Solo-Künstler*innen. Zwei der drei Gewinnerbands, „Seeside“ und „Spirit Steps“, rocken beim "Tag der Begegnung" die Hauptbühne.

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Der „Tag der Begegnung“ 2013 wird erstmalig in Köln gefeiert und zieht 42.000 Menschen an. Im Jahr 2014 wird das Fest leider vorzeitig wegen einer Unwetterwarnung abgebrochen. 
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Der LVR und die  Popband 2THEUNIVERSE rufen gemeinsam im Vorfeld des „Tags der Begegnung“ einen inklusiven Bandcontest aus. Es gilt, den aktuellen 2THEUNIVERSE-Hit „Retrograde“ zu covern. 

Gemeinsam mit dem LVR wählt 2THEUNIVERSE drei Finalisten aus und besucht sie zum gemeinsamen Jammen in deren Proberäumen. Beim „Tag der Begegnung“ wird die Siegerband gekürt: Die Ottosingers stehen gemeinsam mit 2THEUNIVERSE auf der großen Bühne im Tanzbrunnen.

Schauen Sie sich die Videos der drei Finalisten an.

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Der Landschaftsausschuss der Landschaftsversammlung Rheinland entscheidet 2015, dass der „Tag der Begegnung“ nur noch alle zwei Jahre ausgerichtet wird. In den „Zwischenjahren" präsentiert er sich mit dem „Mobil der Begegnung", der „Show der Begegnung" und der „Tour der Begegnung“ im gesamten Rheinland - bei  Stadtfesten und vielen anderen Veranstaltungen.

Buchautor Samuel Koch übernimmt die Schirmherrschaft für den „Tag der Begegnung“.

Seit seinem Unfall im Jahr 2010 ist der ehemalige Sportartist querschnittgelähmt. Viele bewundern ihn für seinen Mut und seinen Ehrgeiz: Trotz seiner Verletzung baute er sich nach dem Schauspielstudium ein neues Leben als festes Ensemblemitglied des Staatstheaters Darmstadt auf. Zudem nutzt Samuel Koch seine Bekanntheit und macht sich für soziale Projekte wie die Initiative „Wings for Life“ oder die „Elfmeter-Stiftung“ stark – beide engagieren sich für Kinder und Jugendliche mit Rückenmarksverletzungen.

Zitat von Samuel Koch:
„Ich freue mich, dieses einzigartige Fest als Schirmherr zu unterstützen. Der „Tag der Begegnung“ trägt zum gesellschaftlichen Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung bei – so wie ich es mir wünsche und es auch für selbstverständlich halte.“
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Das große Jubiläumsfest

Culcha Candela gehört zu den erfolgreichsten Partybands Deutschlands, Leslie Clios Hits sind seit Jahren in den deutschen Charts vertreten. Blumfeld-Sänger Jochen Distelmeyer bereichert das Abendprogramm mit seinen philosophisch-klugen Songs.
Culcha Candela gehört zu den erfolgreichsten Partybands Deutschlands, Leslie Clios Hits sind seit Jahren in den deutschen Charts vertreten. Blumfeld-Sänger Jochen Distelmeyer bereichert das Abendprogramm mit seinen philosophisch-klugen Songs.
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Das 20. Jubiläum des „Tags der Begegnung“ am 25. Mai 2019 im Kölner Rheinpark und Tanzbrunnen begeht der LVR mit einem verlängerten Programm auf drei Bühnen. Alle Bühnen werden nahezu durchgängig bespielt, sodass Festival-Feeling im Rheinpark herrschen wird. 

Neu im Jubiläumsjahr ist das Abendprogramm ab 18 Uhr mit den Pop Nights feat. Culcha Candela, Leslie Clio und Jochen Distelmeyer. Ebenfalls Teil des Abendprogramms ist Breakdancer REDO, der dem Publikum tänzerische Höchstleistungen bietet, während die blinde Singer-Songwriterin CassMae melancholische Töne anschlägt. Direkte, humorvolle Worte findet Ninia LaGrande in ihrer Doppelrolle als Poetry-Slammerin und Moderatorin. Comedian Tan Caglar bringt die Menschen als rollstuhlfahrender Türke und Wortkünstler zum Lachen. 

Das Finale des „Tags der Begegnung“ ist gleichzeitig der Start des Sommerblut-Kulturfestivals 2019. Eröffnet wird das Fest von der Band Druckluft. Die 13 Musiker*innen setzen mit viel Brass und jeder Menge kölschem Lebensjeföhl die Gäste in Schwingung.

Schirmherren sind in diesem Jahr NRW-Landtagspräsident André Kuper und Schauspieler Samuel Koch. Ein interaktives Sportangebot des BRSNW mit vielen Stationen bereichert das Programm.


Das komplette Programm können Sie sich hier anschauen.
Culcha Candela gehört zu den erfolgreichsten Partybands Deutschlands, Leslie Clios Hits sind seit Jahren in den deutschen Charts vertreten. Blumfeld-Sänger Jochen Distelmeyer bereichert das Abendprogramm mit seinen philosophisch-klugen Songs.
Culcha Candela gehört zu den erfolgreichsten Partybands Deutschlands, Leslie Clios Hits sind seit Jahren in den deutschen Charts vertreten. Blumfeld-Sänger Jochen Distelmeyer bereichert das Abendprogramm mit seinen philosophisch-klugen Songs.
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Längst nicht alle Nachbarn hatten mit der Wohngruppe für Menschen mit Behinderung in Kreuzau ein Problem. Das zeigt die Geschichte von Vera Wilden, die damals noch mit Nachnamen „Wolf“ hieß und mit ihrer Schwester und ihren Eltern im Haus gegenüber wohnte. Heute arbeitet die 34-Jährige als Betreuerin für die Rurtalwerkstätten.

Vera Wilden war acht Jahre alt, als die sieben schwer behinderten Männer 1993 in das Haus auf der anderen Straßenseite einzogen. Wie sehr die neuen Nachbarn ihr eigenes Leben prägen würden, ahnte sie damals nicht.

Sie war ein junges Mädchen und an den Gerichtsprozess, der noch im selben Jahr vor dem Landgericht Aachen begann, erinnert sie sich kaum. Allein der Medienrummel, die vielen Fotografen und Kameraleute sind ihr im Gedächtnis geblieben. Mit ihren Eltern hat sie über das Urteil gesprochen. „Meine Mutter und mein Vater haben die Entscheidung des Oberlandesgerichts Köln nie verstanden. Unsere Familie hatte mit der Wohngruppe kein Problem“, sagt sie.

Im Gegenteil: Wenn Vera Wilden an die Bewohner im Haus gegenüber zurückdenkt, fällt ihr als erstes Wilfried ein. „Er stand oft vor dem Haus auf dem Bürgersteig und hat sich gefreut, wenn mein Vater von der Arbeit nach Hause kam“, erinnert sie sich und ergänzt: „Außerdem hat er diese Fähnchen von McDonald’s geliebt. Meine Schwester und ich haben ihm oft welche mitgebracht.“

Vera Wilden besuchte die Wohngruppe regelmäßig. Sie war mit der Tochter einer Betreuerin befreundet und die beiden Mädchen halfen beim Brote schmieren oder spielten mit den Bewohnern Ball. „Mir hat das immer viel Spaß gemacht“, sagt die Mutter eines Sohnes, die heute im Dürener Stadtteil Niederau lebt und sich sicher ist, dass die Erfahrungen in der Wohngruppe ihre spätere Berufswahl beeinflusst haben.

Denn die ausgebildete Heilerziehungspflegerin arbeitet heute als Betreuerin für die Rurtalwerkstätten, eine Einrichtung der Lebenshilfe Düren und Lebenshilfe Heilpädagogisches Zentrum zur Eingliederung von Menschen mit Behinderung in das Arbeitsleben. Vera Wilden ist hier in einem speziellen Bereich für schwerst-mehrfachbehinderte Menschen tätig. „Ich habe mich ganz bewusst für diese Aufgabe entschieden, weil ich genau mit diesen Menschen zusammenarbeiten möchte“, sagt sie. Es geht darum, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Behinderung individuell zu fördern. Ihre vorhandenen Fähigkeiten zu erhalten und auch neue zu trainieren. „Es ist so ein schönes Gefühl, wenn etwas funktioniert. Wenn einer unserer Mitarbeiter zum Beispiel plötzlich seinen Becher eigenständig halten kann“, erklärt sie.

Die 34-Jährige liebt ihre Arbeit, das ist nicht zu überhören. Ob sie sich ohne die Erfahrungen mit der Wohngruppe auch für diesen Beruf entschieden hätte, weiß natürlich niemand. Vera Wilden ist jedenfalls froh, dass die sieben schwer behinderten Männer 1993 in das Haus auf der anderen Straßenseite eingezogen sind.
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Herr Schildberg, mehr als 20 Jahre sind seit dem Kölner Urteil vergangen. Was denken Sie im Rückblick über die Entscheidung der Richter?
Aus meiner Sicht war dieses Urteil niemals umsetzbar. Die Richter sprachen damals von „geeigneten Maßnahmen“, die wir als Mitarbeiter ergreifen sollten, damit keine Geräusche wie Schreien, Stöhnen, Kreischen oder sonstige unartikulierte Laute auf das Nachbargrundstück dringen. Was sollten das denn bitte für Maßnahmen sein? Sollten wir die Bewohner einsperren? Ich bin von dem Urteil auch heute noch geschockt und es ist nach wie vor ein Thema, wenn ich mit Kollegen von damals zusammenkomme.

Wie sind Sie und Ihre Kollegen in der Praxis mit dem Urteil umgegangen?
Zunächst haben wir tatsächlich versucht, uns an die vom Gericht vorgegebenen Zeiten zu halten. Auf Dauer ging das aber nicht. Man kann einem Menschen an einem schönen Sommertag nicht verbieten nach draußen zu gehen. Das wäre menschenunwürdig. Wir waren natürlich sensibilisiert und haben versucht, Rücksicht zu nehmen. Das haben wir aber auch schon vor dem Prozess getan.

Gab es nach dem Prozess noch Beschwerden von Seiten der Nachbarn?
Nicht das ich wüsste. Jedenfalls wurde vor Gericht keine neue Klage gegen die Wohngruppe eingereicht. Die Situation hat sich entspannt. Generell war es aber auch nicht so, dass alle Nachbarn der Wohngruppe kritisch gegenüberstanden. Ich kenne sogar eine junge Frau, die als Kind mit ihrer Familie in der Siedlung gelebt und später selbst einen Beruf in der Behindertenhilfe ergriffen hat. Sie hat die behinderten Menschen in ihrer Nachbarschaft also offensichtlich nicht als Störfaktor empfunden. Das macht doch Mut.  
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Das Urteil

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Das Oberlandesgericht Köln verurteilt den LVR am 8. Januar 1998 dazu,
„in der Jahreszeit zwischen dem 1. April und dem 31. Oktober durch geeignete Maßnahmen zu verhindern, dass von den auf seinem Grundstück untergebrachten geistig behinderten Personen Lärmeinwirkungen wie Schreien, Stöhnen, Kreischen und sonstige unartikulierte Laute zu folgenden Tageszeiten auf das Grundstück des Klägers dringen:
a) an Sonntagen und gesetzlichen Feiertagen ab 12:30 Uhr;
b) mittwochs und samstags ab 15:30 Uhr;
c) an den übrigen Werktagen ab 18:30 Uhr.“

Der LVR wertet das Urteil als Verstoß gegen das Diskriminierungsverbot des Grundgesetzes. Unterstützt von vielen Sozialverbänden zieht er vor das Bundesverfassungsgericht. Doch die Karlsruher Richter lassen die Klage aus formalen Gründen nicht zu.
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Urteilsbegründung

Lesen Sie hier einige Auszüge ...

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„Das Toleranzgebot muß – spätestens – dort enden, wo die Unzumutbarkeit beginnt.“ 

„Aus dem Mißlingen der Sprechversuche resultieren Laute, die von einem unvoreingenommenen Zuhörer als unharmonisch, fehlmoduliert und damit als unangenehm empfunden werden.“ 

„Im Vordergrund der Beurteilung steht dabei weniger die Dauer und die Lautstärke als vielmehr die Art der Geräusche, denen der Kläger ausgesetzt ist.“ 

„Bei den Lauten, die die geistig schwerbehinderten Heimbewohner von sich geben, ist der „Lästigkeitsfaktor“ besonders hoch. So empfindet nach Auffassung des Senats nicht nur der „normale“ Durchschnittsmensch, der sich leicht von Vorurteilen leiten läßt, sondern auch der verständige Bürger (und Nachbar), dessen Haltung gegenüber Behinderten nicht von falschem Wertigkeitsdenken, sondern von Mitmenschlichkeit und Toleranz geprägt ist.“  
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Erstmalig präsentieren sich auch Rosenmontagswagen mit barrierefreiem Zugang beim „Tag der Begegnung“. Aus diesen Kontakten entwickelt der LVR schon bald die Initiative „Karneval für alle“, die dafür sorgt, dass auch Menschen mit Behinderung Karneval feiern können.
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Schwerpunkt ist in diesem Jahr die Themenwelt Arbeit. Von jährlich 50.000 deutschen Schulabgänger*innen mit Förderbedarf finden nur 3.500 einen betrieblichen Ausbildungsplatz. Das berichtet eine Studie der Bertelsmann-Stiftung vom 10. Juni 2014. Es fehle ausbildenden Betrieben oft an Kenntnissen zur Inklusion am Arbeitsplatz und zu Fördermöglichkeiten.

Der LVR bietet genau diese Informationen in der „Themenwelt Arbeit“. Das LVR-Integrationsamt stellt seine Leistungen und Fördermöglichkeiten für Arbeitgeber*innen sowie für Menschen mit Behinderung im Job vor. Wie die Praxis aussehen kann, präsentieren verschiedene Unternehmen der freien Wirtschaft, die erfolgreich Menschen mit und ohne Behinderung beschäftigen.


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2013 / 2014

Für 18 Uhr ist eine Live-Übertragung des ersten Achtelfinalspiels der FIFA-Weltmeisterschaft 2014 auf der Bühne im Tanzbrunnen geplant. Doch dazu kommt es nicht mehr. Das Fest muss wegen eines Blitzeinschlags auf dem Gelände am frühen Nachmittag vorzeitig abgebrochen werden.
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